Verbindungen

Verbindungen sind quasi so alt wie die Universitäten selbst, denn an den wenigen mittelalterlichen Universitäten schlossen sich die weitgereisten Studenten in sogenannten “Bursen” (einer Art Wohngemeinschaft) zusammen, meist jeweils nach der nationalen Herkunft. Daraus entwickelten sich die “Nationes” oder “alten Landsmannschaften“.

Da die Studenten aus deutschen Landen zu den wenigen existierenden Universitäten sehr weite und zeitgemäß unsichere Wege zurückzulegen hatten, wurde ihnen per kaiserlichem Dekret das Tragen von Hieb- und Stichwaffen erlaubt – ein Privileg, dass sonst nur dem Adel und dem Militär zustand. Seitdem genügten kleinste Beleidigungen, um auf der Stelle Raufhändel auszutragen. Um diese Unsitte in den Griff zu bekommen, wurden im Laufe der Jahrhunderte immer strengere Regeln entwickelt, bis Anfang des 20. Jahrhunderts Duelle gänzlich verboten wurden und Bestimmungsmensuren an ihre Stelle traten.

Im 18. Jahrhundert bildeten sich nach Vorbild der Freimaurerlogen teils nebenher die Orden, die wesentliche heutige Traditionen der Verbindungen herausbildeten. Später entstanden so genannte Kränzchen. Aus diesen verschiedenen Wurzeln (alte Landsmannschaften, Orden, Kränzchen) gingen die heutigen Corps hervor.

Nach Ende der Befreiungskriege gegen Napoleon entstanden die Burschenschaften, zunächst als einheitlicher Verband aller Studenten und mit eindeutiger politischer Zielsetzung gedacht. Das freiheitliche Gedankengut der Burschenschafter passte den absolutistisch herrschenden Fürsten jedoch nicht – so scheiterte der Gedanke der einheitlichen Studentenschaft; die weitgehend unpolitischen Corps waren geduldet, die Burschenschaften existierten nur im Untergrund weiter.

Mitte des 19. Jahrhunderts, im Rahmen des allgemeinen gesellschaftlichen Wandels, änderte sich auch die Stellung der Verbindungen. Statt Konfrontation zum Staat wurden sie zum festen Bestandteil des akademischen Lebens. In der Folge konnten sich je nach Interessenslage der Studenten die verschiedensten Arten von Verbindungen bilden, wie es sie noch heute gibt.

Gegen Ende des 19.  Jahrhunderts, bedingt durch den Sieg Preußens gegen Frankreich im Krieg von 1870/71 und der Reichsgründung 1871, entstanden überall in Deutschland militärische Bünde als Zusammenschluss von Kriegsveteranen und sogenannte Kameradschaftliche Vereinigungen aus Soldaten des Friedensheeres. Diese Gruppierungen waren wie studentische Verbindungen basisdemokratisch organisiert und weitgehend den gleichen Prinzipien und Zielen verpflichtet.

Während der Nazi-Herrschaft war das Schicksal der Verbindungen unterschiedlich: Verbot, Sistierung oder Umwandlung in eine NS-Kameradschaft. Die meisten Verbindungen lösten sich freiwillig auf unbestimmte Zeit auf und konnten so mitunter ihr Vermögen und ihre Couleurgegenstände vor der Requirierung durch die Nationalsozialisten retten. Der Chronistenpflicht genügend muss jedoch auch gesagt werden, dass sich etliche Korporationen dem Zwang gebeugt oder gar mit Freuden unter das Diktat von Partei, SA oder SS gestellt haben.

Nach kurzer Verbotsphase durch die Alliierten konnten viele Verbindungen wenige Jahre nach dem II Weltkrieg, zumindest in den drei West-Zonen, den Aktivenbetrieb wieder aufnehmen. Verbindungen mit Standort in der sowjetischen Zone oder den ehem. deutschen Ostgebieten eröffneten zum Teil in den nachfolgenden Jahrzehnten den Aktivenbetrieb an einem neuen Standort an alten oder neu gegründeten Universitäten in der Bundesrepublik.

Verbindungen, die an Universitäten und Hochschulen in den ehemaligen deutschen Ostgebieten, der sowjetischen Besatzungszone und später in der DDR ihren Sitz hatten, durften sich unter den neuen, kommunistischen Machthabern nicht wieder reaktivieren. In diesen Fällen kam korporatives Leben zum Erliegen und wurde nur ganz vereinzelt im Untergrund praktiziert. Die meisten Verbindungen dieser Universitäten verlegten nach Westdeutschland und sicherten so ihr Überleben. Nach der Wende kehrten die meisten dieser Verbindungen an den Ort ihrer ehemaligen Alma Mater zurück.

Fast alle Traditionsverbindungen in Österreich haben schon immer ihre deutschen Wurzeln hervorgehoben und betonen dieses auch in der heutigen Zeit noch. Auf deutschen Ursprung berufen sich auch die Landsmannschaftlichen Verbindungen und Corps im Baltikum und den ehem. deutschen Ostgebieten. Einzig fast alle schweizerischen Verbindungen sehen sich national selbständig.

Home | Allgemeines | Wir über uns | Galerie | SemesterprogrammLippe | ImpressumDatenschutzerklärung | Kontakt